Stellungnahme der Stadt Lindenberg i. Allgäu zur Errichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Lindenberg vom 13.12.2024
Die Errichtung eines Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) in Lindenberg ist nach Schließung des Lindenberger Krankenhauses derzeit die wohl wichtigste Herausforderung für die Gesundheitsversorgung der Lindenberger Bürgerinnen und Bürger. Die Ungewissheit darüber sorgt nachvollziehbarer Weise für Unsicherheiten in der Bevölkerung. Das Thema betrifft letztlich alle.
Informationen und Transparenz sind wichtig, um diesen Unsicherheiten zu begegnen. Die derzeitige Lage ist aber sehr komplex, es gibt keine einfachen Lösungen aus der Schublade, auch wenn dies in manchen Fällen suggeriert wird und auch wenn wir uns diese selbst sehr wünschen würden. In unserer Verantwortung liegt es, nicht mit voreiliger Kommunikation Hoffnungen und Erwartungen zu wecken, die dann enttäuscht werden. Wir haben alle leidvoll am Beispiel des Lindenberger Krankenhauses erfahren, wie sich eine Situation innerhalb einer kurzen Zeitspanne verändern kann. Ging es dabei erst noch darum, ein Sanierungskonzept für einen künftig wirtschaftlichen Betrieb des Krankenhauses umzusetzen, erfolgte kurz darauf die Schließung des Hauses mit den bekannten Auswirkungen.
Wichtig ist es, Klarheit über die Handlungsoptionen der Stadt zu haben: Die Rolle der Stadt muss und kann darin bestehen, mit allem Nachdruck dafür zu sorgen, dass mögliche Beteiligte für den Betrieb eines MVZ zusammenfinden. Dieser Aufgabe wird die Stadt gerecht, unter anderem in zahlreichen Gesprächen hinter den Kulissen. Wie bereits mehrfach mitgeteilt, ist die Stadt in engem Austausch mit der Schwesternschaft München vom Bayerischen Roten Kreuz e.V. und der Oberschwabenklinik gGmbH (OSK). Auch wiederkehrende Gespräche mit der Ärzteschaft und auf politischer Ebene zählen dazu. Die Stadt ist derzeit aber weder berechtigt noch in der Lage, den Prozess zur Errichtung eines MVZ zu beschleunigen oder zu vereinfachen.
Berechtigt zur Errichtung eines MVZ sind grundsätzlich nur eine Klinik oder ein Arzt. Kommunale MVZ sind sehr selten und hochkomplex. Die Stadt hat hierfür weder die finanziellen Mittel noch die Expertise. Auch wäre die erforderliche Zeitspanne viel zu groß. Auch für eine Klinik oder einen Arzt ist die Errichtung herausfordernd. Nicht zuletzt müssen Ärztinnen und Ärzte gefunden werden, die an einer langfristigen Tätigkeit im MVZ interessiert sind. Eine Option ist es, eine Praxis von einem angesiedelten Arzt bzw. einer angesiedelten Ärztin abzukaufen und den Vertragsarztsitz zu übernehmen. Aufgrund der geltenden Vorgaben muss der ursprüngliche Praxisinhaber dann noch drei Jahre im MVZ beschäftigt werden.
Beteiligt hat sich die Stadt aktuell an der Finanzierung eines Wirtschaftlichkeitsgutachtens, um die Frage zu beantworten, welches Angebot in einem MVZ in Lindenberg auch finanziell darstellbar ist. Die Kernaussagen des Gutachtens sind:
• Ein MVZ am Standort Lindenberg ist sinnvoll.
• Zwei Vertragsarztsitze (Chirurgie und Allgemeinmedizin) stellen eine gute Basis für einen Start der Einrichtung dar.
• Bestandteil sollte ein kleineres Röntgenangebot sein. Eine spezielle Röntgenabteilung würde jährliche Wartungskosten in sechsstelliger Höhe bedeuten.
• Sollte ein Angebot am Wochenende bestehen, wird das MVZ in jedem Fall defizitär sein.
• Der erfolgreiche Betrieb des MVZ hängt entscheidend davon ab, dass die Bürgerinnen und Bürger das MVZ annehmen. Dieser Faktor stellt ein nicht zu vernachlässigendes Risiko dar.
Aktuell wird ein Antrag auf Errichtung eines MVZ bei dem Zulassungsausschuss bei der Kassenärztlichen Vereinigung vorbereitet. Die Schwesternschaft ist mit der OSK im engen Austausch, um zeitnah ein MVZ in Lindenberg zu errichten.
Gez.
Erster Bürgermeister der Stadt Lindenberg i.Allgäu, Eric Ballerstedt